Annette Leßmann hat eine stille Leidenschaft, wenn sie ihre Wege durch Bad Aibling zieht. Sie hat nämlich immer ihre Kamera dabei. Raus aus dem schnellen Urteilen und einfach einmal wirklich hinschauen. Ihre Bilder sind wie Pixel mit Seele.
Wer sich die Bilder ansieht, merkt schnell: Der Blick durch die Kamera ist mehr als nur das Festhalten eines Augenblicks durch die Linse. Mit ihrem besonderen Sinn für Augenblicke entgehen der Kunsttherapeutin, die nun schon annähernd 30 Jahre hier lebt, die Veränderungen hier am Ort nicht.
Wenn zum Beispiel an Häusern irreversible Veränderungen vorgenommen werden, merkt sie es. Wenn ein ganzer Biotop hinter Harthausen - so angeblich aus Versehen - untergepflügt wird, hatte sie längst den Status zuvor festgehalten. Sie scheut sich auch nicht, dafür beim Bürgermeister vorstellig zu werden. Für sie ist das ein Stück Verantwortung übernehmen.
Ihre Fotos entbehren zugleich nicht des Witzes. Sich zufällig ereignende Situationskomik – nur manchmal zu bitter, um wirklich darüber lachen zu können - oder auch skurrile Einstellungen. Manchmal geradezu spirituell, wer sich das Feldkreuz anschaut, das sie im Wechsel der Jahreszeiten festgehalten hat. Da ist Christus manchmal verborgen hinter Laub und Ästen und dann wieder sichtbar heraustretend zu entdecken. Genau darum geht es ihr übrigens: Von Christus selbst erzählen – wie er sich mitten im Alltag zu erkennen gibt. (22.2.22)